Wie man Sri Aurobindos Bücher liest
Die Werke der Mutter zu lesen ist nicht schwer, „weil sie“, so sagt sie selbst, „in einer sehr einfachen Sprache, fast der gesprochenen Sprache, geschrieben sind. Um Nutzen aus ihnen zu ziehen, genügt es, mit Aufmerksamkeit und Konzentration und einer Haltung des inneren Wohlwollens zu lesen, mit dem Wunsch, zu empfangen und zu leben, was gelehrt wird.“
Die Werke Sri Aurobindo zu lesen, ist schwieriger, weil der Ausdruck hochintellektuell und die Sprache viel literarischer und philosophischer ist. Unser Gehirn braucht dazu eine Vorbereitung, um wirklich verstehen zu können. Die Zeit der Vorbereitung variiert von Mensch zu Mensch.
Die Mutter rät, „immer ein wenig zu lesen, den mentalen Geist so ruhig wie möglich zu halten, ohne eine Anstrengung zum Verstehen zu machen, sondern den Kopf so still wie möglich zu halten und die Kraft, die in dem Gelesenen enthalten ist, tief in das Innere eindringen zu lassen. Diese Kraft, die man in der Ruhe und dem Schweigen empfängt, wird ihre Lichtarbeit tun und, wenn nötig, im Gehirn die notwendigen Zellen für das Verstehen schaffen. So nimmt man, wenn man dasselbe einige Monate später wieder liest, wahr, dass der ausgedrückte Gedanke viel klarer und näher, ja manchmal sogar ganz vertraut geworden ist. Am besten ist es, regelmäßig zu lesen, jeden Tag ein wenig, und wenn möglich zu einer festen Stunde; das erleichtert die Aufnahmefähigkeit des Gehirns.“
Immer wieder weist die Mutter auf einen ganz zentralen Aspekt beim Lesen hin:
„Will man von dieser Lektüre wirklich profitieren – wie von allen Schriften Sri Aurobindos –, so empfiehlt sich ganz allgemein und grundsätzlich folgendes Verfahren: hat man sein Bewusstsein gesammelt und seine Aufmerksamkeit auf das zu Lesende gerichtet, so muss man ein Mindestmaß an mentaler Stille begründen – gelingt einem das völlige Schweigen, so ist es das Beste – und einen Zustand mentaler Unbewegtheit, gehirnlicher Regungslosigkeit sozusagen, erreichen, so dass die Aufmerksamkeit so ruhig wird wie ein Spiegel, wie die Oberfläche völlig stillen Wassers. Dann tritt das Gelesene durch diese Oberfläche und dringt tief in das Wesen ein, wo es mit einem Minimum an Entstellung empfangen wird, und später, manchmal viel später, taucht das aus den Tiefen wieder auf und offenbart sich im Gehirn mit seiner vollen Macht des Begreifens – nicht als ein von außen erworbenes Wissen, sondern als ein Licht, das man in sich getragen hat.“
Bleibt unser mentaler Geist beim Lesen in Bewegung und sucht gleich zu erwägen und zu verstehen, verlieren wir mehr als Dreiviertel der Kraft, der in den Worten enthaltenen Wahrheit.
Zur Wahl der Bücher und dem Studium der Werke Sri Aurobindos sagt die Mutter folgendes:
„Sri Aurobindo sollte nicht nach Büchern studiert werden, sondern nach Themen – was er über das Göttliche, über die Einheit, über die Religion, über die Evolution, über die Erziehung, über die Selbstvervollkommnung, über das Supramental usw. gesagt hat.“
„Wenn du wissen willst, was Sri Aurobindo zu einem bestimmten Thema gesagt hat, musst du zumindest alles lesen, was er zu diesem Thema geschrieben hat. Du wirst dann sehen, dass er scheinbar die widersprüchlichsten Dinge gesagt hat. Aber wenn man alles gelesen und ein wenig verstanden hat, erkennt man, dass all die Widersprüche sich ergänzen und zu einer integralen Synthese organisiert und vereinigt sind.“
Wenn wir die Werke studieren oder einfach nur lesen, sollten wir nicht den Fehler machen und voreilige Schlüsse ziehen. Wenn wir mit Geduld warten, wird Sri Aurobindo uns am Ende eines jeden Kapitels sagen – und zwar auf der Grundlage unwiderlegbarer Argumente – warum er zu der Schlussfolgerung gekommen ist.
Wir müssen uns immer vor Augen halten, dass die Sprache, wie die Mutter sagt, „eine Sprache der Unwissenheit ist. Die ganze Art sich auszudrücken, alles, was man sagt und wie man es sagt, gehört notgedrungen zur Unwissenheit. Und darum kann man so schwer etwas ausdrücken, was konkret wahr ist; das erfordert wieder Erklärungen, die ihrerseits voll Falschheit oder sehr ausführlich wären. Darum sind Sri Aurobindos Sätze manchmal sehr lang, weil er eben aus dieser unwissenden Sprache herauszukommen sucht.“
Die Mutter hat das folgende Programm für eine Studiengruppe ausgearbeitet:
* * *
„Es ist das physische Mental, das all diese Fragen stellt und nicht verstehen oder die richtige Antwort geben kann. Wahres Wissen und Verstehen kann nur dann eintreten, wenn du aufhörst, mit dem kleinen physischen Mental Fragen zu stellen, und einem tieferen und weiteren Bewusstsein in dir erlaubst hervorzutreten und zu wachsen. Du würdest dann automatisch die wahre Antwort und wahre Führung erhalten.“
Sri Aurobindo
„Solange man seiner Seele nicht bewusst ist, hat man kein wahres Wissen. Folglich muss die erste Bemühung darin bestehen, seine Seele im Inneren zu finden, sich mit ihr zu einen und sie das Leben regieren zu lassen.“
Die Mutter
MENÜ
KONTAKT
Ludwig-Ganghofer-Strasse 12
83471 Berchtesgaden
Bayern
Deutschland
Rennweg 10
83471 Berchtesgaden
Bayern
Deutschland
Newsletter abonnieren
Vielen Dank, dass Sie sich für unseren Newsletter registriert haben.