Kapitel 6

Grundlagen des spirituellen Lebens

Das früheste Anliegen im erwachten Denken des Menschen und, wie es scheint, sein unentrinnbares und letztes Anliegen ist auch das höchste, das sein Denken sich vorstellen kann – denn es überlebt die längsten Zeiträume des Skeptizismus und kehrt nach jeder Verbannung wieder zurück. Es offenbart sich in der Ahnung der Gottheit, im Impuls zur Vollkommenheit, im Suchen nach reiner Wahrheit und unvermischter Seligkeit, im Empfinden einer geheimen Unsterblichkeit. Die frühen Morgendämmerungen menschlicher Erkenntnis bezeugen dieses ständige sehnsuchtsvolle Streben. Heute sehen wir, dass sich eine Menschheit anschickt, zu ihren ursprünglichen Sehnsüchten zurückzukehren, gesättigt und doch nicht befriedigt von der sieghaften Analyse des Äußeren der Natur . Die älteste Formulierung der Weisheit verspricht auch ihre letzte zu sein: Gott, Licht, Freiheit, Unsterblichkeit.

Sri Aurobindo, CWSA Vol. 21-22, pp. 3-4

Das spirituelle Leben, das Leben des Yoga, hat zu seinem Ziel ein Wachsen, das zur Vereinigung mit dem göttlichen Bewusstsein führt, und zu seinem Ergebnis die Läuterung, Steigerung, Verklärung und Vervollkommnung dessen, was ein jeder von uns in sich trägt. Es gibt uns die Macht, das Göttliche zu manifestieren; es verleiht der Wesensanlage einer jeden Persönlichkeit ihren höchsten Wert und bringt deren Ausdrucksvermögen zur vollen Entfaltung. Denn dies ist Teil des Göttlichen Plans .

Die Mutter, CWM Vol. 3, p. 118

Der eigentliche Geist des Yoga ist es, das Außergewöhnliche normal zu machen und das, was über uns und größer als unser normales Selbst ist, zu unserem eigenen ständigen Bewusstsein zu machen. Deshalb sollten wir nicht zögern, uns beständiger für die Erfahrung des Unendlichen zu öffnen, sie zu reinigen und zu intensivieren und sie zu unserem Gegenstand ständigen Denkens und ständiger Kontemplation zu machen.

Sri Aurobindo, CWSA Vol. 23-24, p. 595