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AURO SCHOOL

LEHREN & LERNEN

Das Lehren

der Werke Sri Aurobindos


Kapitel 1

Vermittlung von Sri Aurobindos Werken

an Interessierte und Sadhaks

Einige Hinweise der Mutter an Menschen, die Studien- und Lesekreise leiten, Vorträge und Seminare abhalten oder die Lehre Sri Aurobindos in irgendeiner anderen Form an andere Menschen weitergeben wollen.


Jemand im Ashram wollte aufgrund einer Aussage der Mutter – dass es nutzlos und sogar dumm sei, Sri Aurobindos Schriften zu kommentieren – seinen Kurs „Synthese des Yoga“ nicht mehr weiterführen. Daraufhin sagte die Mutter:


„Viele Faulpelze sind sehr froh, wenn sie Erklärungen zu Sri Aurobindos Büchern bekommen, weil sie das Gefühl haben, dass sie dadurch besser verstehen. Das ist der Grund, warum ich mich nicht eingemischt habe. In der Tat ist es für die Menschen besser, Vorlesungen zu hören und Interesse daran zu zeigen, als überhaupt keinen Kontakt mit Sri Aurobindos Schriften zu haben. Deshalb solltest du mit dem Unterricht weitermachen; aber wenn du Kommentare abgibst, dann musst du wissen, dass sie unzulänglich sind, und dass der Originaltext alles, was du darüber sagen kannst, bei weitem übertrifft.“


„Das Wichtigste ist, dass Sri Aurobindos Schriften nicht vorgekaut und den Schülern als halbverdaute Nahrung präsentiert werden sollten. Der Lehrer kann alle wertschätzenden Elemente geben, aber die Schüler sollten den direkten Kontakt haben, die Freude der Erleuchtung. Der Lehrer sollte darauf achten, sich nicht als Schirm zwischen den Verstand des Schülers und das großartige Bewusstsein von Sri Aurobindo zu stellen.“


Bevor man zu einem Studien- oder Lesekreis zusammenkommt, oder wenn Interessierte zu einem bestehenden Kreis hinzustoßen, muss eine ganz wichtige Bedingung gegeben sein, und diese auch zu Beginn ganz klar formuliert werden und zwar so, wie die Mutter es hier gesagt hat:


„Bis zur Geburt von Sri Aurobindo waren Religionen und spirituelle Traditionen immer auf vergangene Gestalten zentriert, und sie zeigten als „das Ziel“ die Verneinung des Lebens auf der Erde. Man hatte also die Wahl zwischen zwei Alternativen: entweder

– ein Leben in dieser Welt mit ihrem Reigen an kleinen Vergnügungen und Schmerzen, Freuden und Leiden, bedroht von der Hölle, wenn man sich nicht richtig verhielt, oder

– eine Flucht in eine andere Welt, den Himmel, Nirvana, Moksha.


Zwischen diesen beiden gibt es nicht viel zu wählen, sie sind beide gleich schlecht.


Sri Aurobindo hat uns gesagt, dass dies der grundlegende Fehler für die Schwäche und den Verfall Indiens war. Buddhismus, Jainismus, Illusionismus reichten aus, um dem Land alle Energien zu entziehen.


Es stimmt, Indien ist der einzige Ort auf der Welt, der sich noch bewusst ist, dass etwas anderes als die Materie existiert. Die anderen Länder haben es ganz vergessen: Europa, Amerika und anderswo... Deshalb wahrt Indien immer noch eine Botschaft und hat sie der Welt zu verkünden. Aber zur Zeit versinkt das Land im Schlamassel und dümpelt vor sich hin.


Sri Aurobindo hat gezeigt, dass die Wahrheit nicht darin liegt, vor dem ­irdischen Leben davonzulaufen, sondern darin, in ihm zu bleiben, es zu transformieren, es zu vergöttlichen, so dass sich das Göttliche HIER, in dieser PHYSISCHEN WELT, manifestieren kann.


Das alles solltest Du gleich bei der ersten Sitzung sagen. Du solltest ganz offen und ehrlich sein. Dann, wenn das gesagt ist, energisch, offen, und es keinen Zweifel daran gibt – und nur dann – kannst du weitermachen...“


In welcher Weise wir vor Menschen sitzen und etwas über das Leben und Werk Sri Aurobindos und der Mutter sagen oder gar meinen, lehren zu wollen, müssen wir uns dessen Eingedenk sein, was Sri Aurobindo einmal so formuliert hat:


„Die erste Grundlage wahren Lehrens ist, dass nichts gelehrt werden kann. Der Lehrer ist kein Erzieher oder Ausbilder, er ist ein Helfer und Weisender. Seine Aufgabe ist es, etwas vorzuschlagen, nicht aufzuerlegen. Er schult nicht den Geist des Schülers, sondern zeigt ihm lediglich, wie er seine Wissens-Werkzeuge vervollständigen kann, und stützt und ermutigt ihn bei diesem Vorgang. Er teilt ihm kein Wissen mit, sondern zeigt ihm, wie man selbst Wissen erwirbt.“


Wer von uns vermag wirklich von sich zu behaupten, dass er die Bedürfnisse und Erfordernisse für das Wachstum der Seele eines anderen zu sehen vermag? Wir können den supramentalen Yoga nicht erklären und erläutern, weil wir selbst nicht im Supramental leben. Genauso wenig dürfen wir als Yoga-Schüler nicht auf das hören, was andere Sadhaks uns bezüglich der Sadhana zu sagen haben, auch wenn sie meinen, es sei autorisiert oder als von der Mutter kommend. Kein Sadhak, wer auch immer er sei, kann den Platz Sri Aurobindos oder der Mutter einnehmen oder für sie sprechen.


Jeder hat seine eigene Art und Weise, Sadhana zu üben, und seinen eigenen Weg zum Göttlichen, und er braucht sich keine Gedanken darüber zu machen, wie die anderen vorgehen. Unserer und der anderer Erfolg oder Misserfolg sind Sache der Mutter. Das spirituelle Leben ist kein Ort, wo einige prominent sein oder eine führende Rolle spielen sollen, kein Platz des Wettbewerbs, wo man einen Anspruch hat oder sich legitim anderen als überlegen betrachten kann. Diese Dinge sind die Erfindungen der gewöhnlichen menschlichen Einstellung gegenüber der Welt, und es besteht die Tendenz, sie in das Leben der Sadhana hinüberzutragen, aber das ist nicht die spirituelle Wahrheit der Dinge.


Es ist nicht immer ungefährlich, für sich in die Praxis umzusetzen, was für einen anderen festgelegt wurde. Jeder Sadhak ist ein Fall für sich, und eine mentale Regel starr für all jene anzuwenden, die den Yoga ausüben, ist nicht immer oder nur selten möglich. Jeder Sadhak hat seine eigene Natur oder Veranlagung der Natur, und die Yoga-Entwicklungen zweier Sadhaks, selbst wenn sie gewisse Ähnlichkeiten aufweisen, sind selten genau gleich.


Die Idee, anderen bei ihrer Sadhana zu helfen, ist eine subtile Form von Egoismus. Nur die Göttliche Kraft vermag zu helfen. Man kann ihr Instrument sein, zuerst aber sollten wir lernen, ein brauchbares und egoloses Instrument zu sein.


Jede Veränderung muss von innen her durch die fühlbare oder verborgene Unterstützung der Göttlichen Kraft, der Mutter, stattfinden. Nur indem man sich ihr innerlich öffnet, kann man Hilfe empfangen und nicht durch mentalen, vitalen oder physischen Kontakt mit anderen. Dem sei noch hinzugefügt, dass nicht jeder, der zu helfen glaubt, auch tatsächlich hilft; manchmal ist die Hilfe von der Ausübung eines „Einflusses“ begleitet, der von zweifelhaftem Charakter sein und, sofern das Instrument nicht rein ist, sowohl schaden als auch nützen kann. Dazu sagt Sri Aurobindo:


„Was für den einen schädlich ist, mag für den anderen hilfreich sein, was in einem bestimmten Stadium hilfreich ist, mag es in einem anderen Stadium nicht mehr sein, was unter bestimmten Voraussetzungen schädlich ist, mag unter anderen förderlich sein, was man in einer bestimmten Einstellung tut, kann verhängnisvoll sein, und die gleiche Sache in einer anderen Einstellung verrichtet, kann harmlos oder sogar segensreich sein... Man muss viele Dinge in Betracht ziehen, die Umstände, die Person, das Erfordernis und die Veranlagung der Natur und das Entwicklungsstadium. Deshalb wird oft gesagt, dass der Guru jeden einzelnen Schüler seiner besonderen Natur gemäß behandeln und entsprechend seine Sadhana lenken muss; selbst wenn es eine gleiche Richtlinie der Sadhana für alle gäbe, würde sie sich doch für jeden an jedem einzelnen Punkt unterscheiden. Daher sagen wir auch, dass der göttliche Weg vom Mental nicht verstanden werden kann, weil das Mental nach harten und voreiligen Regeln und Normen arbeitet, während der Geist die Wahrheit von allem und jedem sieht und gemäß der ihm eigenen weiten und komplexen Schau wirkt. Und deshalb wird weiterhin gesagt, dass niemand mit Hilfe seines persönlichen mentalen Urteils das Tun der Mutter und seine Gründe verstehen kann; es kann erst dann verstanden werden, wenn man in ein größeres Bewusstsein eintritt, von dem aus sie die Dinge sieht und auf sie einwirkt. Für das Mental ist das verwirrend, da es kleine Maßstäbe gebraucht, doch ist es die Wahrheit der Sache.


Du wirst daher erkennen, dass es hier keine mentale Regel gibt, sondern in jedem Fall spirituelle Gründe mit flexiblem Charakter die Führung bestimmen.“


* * *

Es ist das physische Mental, das all diese Fragen stellt und nicht verstehen oder die richtige Antwort geben kann. Wahres Wissen und Verstehen kann nur dann eintreten, wenn du aufhörst, mit dem kleinen physischen Mental Fragen zu stellen, und einem tieferen und weiteren Bewusstsein in dir erlaubst hervorzutreten und zu wachsen. Du würdest dann automatisch die wahre Antwort und wahre Führung erhalten.“

Sri Aurobindo

Solange man seiner Seele nicht bewusst ist, hat man kein wahres Wissen. Folglich muss die erste Bemühung darin bestehen, seine Seele im Inneren zu finden, sich mit ihr zu einen und sie das Leben regieren zu lassen.

Die Mutter

The Spirit shall look out through Matter’s gaze

And Matter shall reveal the Spirit’s face.


Sri Aurobindo
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