In alten Zeiten hatte nur der Guru das Wissen, und er gab es nur an jene weiter, die er dessen würdig erachtete. Und für den Weisen bedeutete „dessen würdig sein“ in der Regel, das Gelernte in die Tat umzusetzen. So gab er dem Schüler eine Wahrheit und erwartete, dass er danach handelte. Und wenn er die Wahrheit in die Tat umgesetzt hatte, willigte der Meister ein, seinem Schüler eine andere zu geben.
Heute kann ein jeder ein Werk der Offenbarung bekommen und es lesen, und es steht ihm dabei völlig frei, nach den Weisheiten zu leben oder nicht. Doch meist ist es so, dass es zu einem furchtbaren Durcheinander kommt, und jene, die viele Bücher gelesen haben, bilden sich ein, das genüge, und sie müssten alle möglichen wunderbaren Dinge erleben, weil sie Bücher gelesen haben, und sie hätten es nicht nötig, die Mühe der praktischen Anwendung auf sich zu nehmen. Dann werden sie ungeduldig und sagen: „Wie kommt es, dass ich trotz alledem, was ich gelesen habe, immer noch genau die gleiche Person bin, immer noch dieselben Schwierigkeiten habe und zu keiner Verwirklichung gelangt bin?“
Sie vergessen eines, nämlich, dass sie das Wissen – intellektuelles Wissen – hatten, bevor sie es verdienten, das heißt bevor sie das Gelesene in die Tat umgesetzt hatten, und dass es natürlich an Übereinstimmung fehlt zwischen ihrem Bewusstseinszustand und den Ideen, den Kenntnissen, von denen sie in Ruhe sprechen können, die sie aber nicht praktisch angewandt haben.
Das heißt: Um Wissen, welches es auch sei, wirklich zu besitzen, muss man es praktisch anwenden. „Es ist sinnlos, Bücher mit Anleitungen zu lesen, wenn man nicht entschlossen ist, das zu leben, was sie lehren,“ sagte die Mutter einmal und,
„Ein Tropfen Praxis ist besser als ein Ozean von Theorien, Ratschlägen und guter Vorsätze.“
Und Sri Aurobindo sagt dazu.
„Meide die fruchtlosen Fallen einer leeren Metaphysik und den trockenen Staub einer öden Intellektualität. Nur jenes Wissen lohnt es zu haben, das für lebendige Wonne genutzt werden kann und sich umsetzen lässt in Temperament, Tätigkeit, Schöpferkraft und Sein. Werde und lebe das Wissen, das du hast; dann ist dein Wissen der lebendige Gott in dir.“
„Der Lotus ewigen Wissens und ewiger Vollkommenheit ist eine Knospe in uns. Sie öffnet sich rasch oder allmählich, ein Blütenblatt nach dem anderen, durch eine Aufeinanderfolge von Verwirklichungen, sobald sich das Mental des Menschen dem Ewigen zuzuwenden beginnt und sein Herz, nun nicht mehr durch sein Haften an den endlichen Erscheinungen zusammengepresst und eingeengt, von einer wachsenden Liebe zu dem Unendlichen glüht. Von nun an werden das ganze Leben, alles Denken, jede kräftige Entfaltung der Befähigungen, alle aktiven oder passiven Erfahrungen zu vielen Schockwirkungen, wodurch die Umhüllungen der Seele zerrissen und die Hindernisse gegen ihr unvermeidliches Aufblühen beseitigt werden. Wer den Unendlichen erwählt, ist selbst vom Unendlichen erwählt worden. Er hat die göttliche Berührung empfangen, ohne die es für ihn kein Erwachen und kein Sich-öffnen des Geistes gibt; wer diese aber einmal empfangen hat, kann sich dessen sicher sein, dass er zu Gott gelangt, ob nun rasch im Verlauf eines einzigen menschlichen Lebens oder geduldig durch viele Stadien des Kreislaufs der Existenz im manifestierten Universum.
Man kann das Mental nichts lehren, was nicht bereits als potentielles Wissen in der sich entfaltenden Seele des Geschöpfes enthalten ist. So ist auch die Vollkommenheit, derer der äußere Mensch fähig ist, nur eine Verwirklichung der ewigen Vollkommenheit des Geistes in seinem Inneren. Wir erkennen das Göttliche und werden zum Göttlichen, weil wir Dieses bereits in unserer geheimen Natur sind. Alles Belehren ist ein Enthüllen, alles Werden ist ein Entfalten. Das Geheimnis liegt darin, wie man zum Selbst gelangt. Die Mittel und der Vorgang dabei sind das Wissen vom Selbst und ein ständig wachsendes Bewusstsein.“
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Der einzige Weg, Sri Aurobindo ein wenig näher zu kommen, ist, ihn aufrichtig zu lieben und sich vorbehaltlos seinem Werk hinzugeben. So tut jeder sein Bestes und trägt so viel wie möglich zu jener Transformation der Welt bei, die Sri Aurobindo vorausgesagt hat.
Das Band, das alle – sei es Sadhaks, Devotees, Interessierte am Integralen Yoga – miteinander verbindet, ist die Liebe: Die Liebe zu Sri Aurobindo und der Mutter, und das sehnsuchtsvolle Streben, Sri Aurobindos Ideal einer geeinten Menschheit zu verwirklichen. Jeder sollte seine eigene, ganz persönliche Beziehung zu Ihnen und seine ihm eigene Art und Weise des Fortschreitens haben, wie Sri Aurobindo es ganz klar formuliert:
„Jeder hat das Recht, auf seine eigene Weise gemäß seinen Lichtern voranzugehen, und es sollte keinen sektiererischen Geist geben. Das bedeutet nicht, dass man dabei einige unterschiedliche Einflüsse zulassen sollte. Denn das führt nur zu Verwirrung. Jene, die diesen Yoga angenommen haben, dürfen nur jenem Pfad folgen, der zur supramentalen Verwirklichung führt und keinen anderen Einfluss zulassen außer den meinigen und den der Mutter. Ansonsten werden sie nicht geradlinig auf das Ziel zugehen, sondern aller Voraussicht nach verwirrt oder gespalten sein und so im Kreise laufen oder auf Seitenwegen wandeln und die Führung verlieren.“
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„Es ist das physische Mental, das all diese Fragen stellt und nicht verstehen oder die richtige Antwort geben kann. Wahres Wissen und Verstehen kann nur dann eintreten, wenn du aufhörst, mit dem kleinen physischen Mental Fragen zu stellen, und einem tieferen und weiteren Bewusstsein in dir erlaubst hervorzutreten und zu wachsen. Du würdest dann automatisch die wahre Antwort und wahre Führung erhalten.“
Sri Aurobindo
„Solange man seiner Seele nicht bewusst ist, hat man kein wahres Wissen. Folglich muss die erste Bemühung darin bestehen, seine Seele im Inneren zu finden, sich mit ihr zu einen und sie das Leben regieren zu lassen.“
Die Mutter
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