Wir sehen heute in der ganzen Welt Vereinigungen – mit Sri Aurobindo und der Mutter als Zentrum –, in einem Entstehungs- und Entwicklungsprozess, die das Bemühen um die Verwirklichung des Ideals einer geeinten Menschheit auf der Grundlage eines spirituellen Bewusstseins verkörpern. Auch hier in Deutschland haben sich in den vergangenen Jahrzehnten Gruppierungen, Gemeinschaften, Schulen und Zentren gebildet, die auf ihre ganz eigene Art und Weise an der Umsetzung des kollektiven Teils des Integralen Yoga gearbeitet haben oder – mitunter trotz widriger Umstände – noch arbeiten. Obwohl es in der äußeren Bemühung und Organisation unterschiedliche Vorgehensweisen gibt, lässt sich bei all den verschiedenen Gruppen doch eine bedeutsame Gemeinsamkeit erkennen: das im Zentrum ihrer Gemeinschaft leuchtende Licht Sri Aurobindos und die innere Beziehung zur Mutter. Von diesen Inseln des Lichtes erhoffe ich mir, dass sie sich eines Tages in weiten Kreisen zusammenfügen, um hier im deutschsprachigen Raum am Werden der Neuen Welt noch konzentrierter und intensiver mitzuarbeiten.

„Wenn wir überall als Einzelne verteilt sind, wird zweifellos etwas getan werden. Wenn wir überall in Form einer Sangha verbreitet sind, wird 100 Mal mehr erreicht werden...“, sagte einmal Sri Aurobindo. (A Glimpse of the Mother‘s Love and Action – Vijay) Dies ist mit einer der Gründe, warum wir in Deutschland an der Entwicklung eines Ortes mit Ashram-Charakter arbeiten. Dabei ist es nicht nur unser Ziel, in einem gemeinsamen spirituellen Leben und einem Gefühl der Brüderlichkeit Menschen hier im Berchtesgadener Land zusammenzubringen, die die spirituelle Ausrichtung und den spirituellen Grundgedanken Sri Aurobindos akzeptieren und danach streben, ihn in ihrem eigenen individuellen und gemeinschaftlichen Leben zu verwirklichen, wir sind auch bemüht, mit Sri Aurobindo-Zentren und -Schulen in einer konstruktiven und harmonischen Weise zusammenzuarbeiten und unterstützend mitzuwirken.

Es muss uns klar sein, dass Yoga einzig und allein für die Entwicklung des göttlichen Bewusstseins im Menschen besteht, und alles Übrige ist zweitrangig. Die äußere Arbeit ist nur insofern bedeutsam, als dass sie ein Ausdruck des Göttlichen im Individuum ist, getan vom Göttlichen und nicht aus dem Ego heraus, nicht als eine Arbeit, die die eigene ist und zur eigenen Befriedigung getan wird. Das heißt, wir sollten bemüht sein, unser niederes Bewusstsein und unsere niedere Natur aufzugeben, um das höhere Bewusstsein und die göttliche Natur anzunehmen. Der zentrale Punkt ist das Erwachen oder Hervortreten der Seele. Das ist eine der entscheidenden Bewegungen im Yoga. Die Verbindung zwischen dem seelischen Wesen und dem höheren Bewusstsein ist das wichtigste Instrument der Vervollkommnung im Integralen Yoga, denn das seelische Wesen im Vordergrund ist der Mittler zwischen Körper, Vital und Mental und den höheren Bewusstseins-Ebenen. Durch die Arbeit des seelischen Wesens im Herz-Zentrum wird die Herabkunft der göttlichen Mächte vorbereitet, gefördert und unterstützt.

„Die Seele ist das göttliche Element im Einzelwesen, und ihre charakteristische Macht ist, alles dem Göttlichen zuzuwenden, das Feuer der Läuterung zu bringen, die Aspiration, die Weihung, das wahre Licht der Unterscheidung, das Fühlen, den Willen – ein Wirken, das nach und nach die ganze menschliche Natur umwandelt.“ (Sri Aurobindo, CWSA, Vol. 30, p. 465)

Das seelische Wesen befindet sich in allen, aber nur in wenigen ist es entwickelt, im Bewusstsein gut aufgebaut oder in den Vordergrund getreten. Bei den meisten ist es verhüllt, oft unwirksam oder übt nur einen geringen Einfluss aus, nicht bewusst oder stark genug, um das spirituelle Leben zu unterstützen. Aus diesem Grund kann es für jene, die sich von der Wahrheit Sri Aurobindos und der Mutter angezogen fühlen, notwendig sein, einen Ort zu finden, der das Erwachen des seelischen Wesen herbeiführt oder vorbereitet – insofern jene, die den Kern eines Zentrums oder Ashrams bilden, bereits einen direkten seelischen Einfluss ausüben können und damit die Entwicklung des seelischen Wesens im Bewusstsein anderer oder sein Hervortreten herbeiführen können.

Natürlich gibt es Menschen, die auf der mentalen Ebene leben und bleiben wollen; sie sind noch nicht für mehr bereit oder geeignet. Für sie liegt die höchstmögliche Entwicklung in intellektueller Spekulation oder philosophischer Beschäftigung. Das ist ihr Ideal und Ziel und das Höchste, was sie erreichen können. Ihnen mag es helfen, mit mentalen Diskussionen beschäftigt zu sein. Auf diese Weise können sie mit Hilfe des Intellekts eine Art irdische mentale Atmosphäre, eine spirituelle Reflexion im Verstand erzeugen. Auch das ist gut.

Die Zukunft der individuellen Seele liegt in Mutters Händen. Und die Zukunft der Schöpfung ist eine neue göttliche Morgendämmerung; sie ist fertig und absolut bereit, sich in der Materie zu manifestieren. Sie wartet, ihr Kommen ist unabwendbar, keine Macht kann sie aufhalten. Sie wartet im Subtil-Physischen auf die Klärung der irdischen Bühne. Der immerwährende Traum von der ewigen Morgendämmerung, von der die alten Weisen sangen, wird verwirklicht werden. Das ist die Zusicherung, die uns Sri Aurobindo gegeben hat.

Die Bildung einer Gemeinschaft um einer „besonderen Arbeit“ willen ist ganz und gar nicht unser wahres Ideal. Nur indem alle in das Göttliche hineinwachsen, kann eine wahre spirituelle Gemeinschaft im Sinne Sri Aurobindos geschaffen werden. Dies sollte man klar verstehen und fest verinnerlichen, bevor man hierher kommt.

Ohne Zweifel ist der Sri Aurobindo Ashram in Pondicherry das physische Zentrum des strahlenden Lichtes Sri Aurobindos und der Mutter, die Quelle der Kraft der Transformation. Und doch sind wir, die von Sri Aurobindos Ideal einer geeinten Menschheit inspiriert sind und aufrichtig und beharrlich versuchen, dieses Ideal im Leben zu verwirklichen, Teil dieser Arbeit im Ashram, denn das, was uns mit dem Ashram verbindet, ist die Liebe zu Mutter und Sri Aurobindo – wo auch immer wir auf dieser Erde sind. Haben wir aus tiefstem Herzen „Ja“ gesagt zu Mutter und Sri Aurobindo, heißt das nichts anderes, als dass sie „Ja“ zu uns gesagt haben. Wir haben ihren Ruf empfangen. Und das ist ein unvergleichliches Privileg, das aber auch eine große Verantwortung unsererseits mit sich bringt.

Denn es verlangt von uns, dass wir zumindest für das Erfordernis der Stunde erwachen, auch wenn der Rest der Menschheit noch in seinen alten, katastrophalen Bahnen weitermarschiert. Wir haben unser ganzes Wesen der Mutter zu öffnen und ihr zu erlauben, unser Leben vollständig zu transformieren. Darin liegt unsere Verantwortung. Unsere Aufgabe ist: Beharrlich und aufrichtig in unserem Streben nach dem Göttlichen Leben zu sein, was nichts anderes heißt, das Göttliche Leben als das Wichtigste zu erachten, das zu erlangen gilt. Für uns sollte nur eine Sache zählen: nach dem Göttlichen zu streben, für das Göttliche zu leben, für das Göttliche zu arbeiten.

Wenn wir dies nicht nach besten Kräften tun, können wir nicht sagen, dass wir dem Ruf unserer Seele treu geblieben sind.

Wir, die „Ja“ zu Mutter und Sri Aurobindo gesagt haben, haben die besondere Aufgabe, uns zumindest für das Wahrheitsbewusstsein, die Neue Welt bereit zu machen. Im Grunde besteht diese Bereitschaft in unserer aufrichtigen, rückhaltlosen und bewussten Zusammenarbeit mit den großen schöpferischen Kräften der supramentalen Welt, die jetzt unermüdlich daran arbeiten, ein neues Zeitalter in der Erdgeschichte einzuleiten. Diese Zusammenarbeit hat zwei Aspekte: den individuellen und den kollektiven. Der individuelle Aspekt besteht in einem persönlichen Bemühen, das jeder auf seine Weise in seiner ganz eigenen Sadhana umsetzen muss. Aber der kollektive Aspekt ist ebenso wichtig, denn ohne ihn kann die supramentale Wahrheit das Neue Zeitalter im Leben der Menschheit nicht erschaffen. Wegen dieser besonderen Notwendigkeit der kollektiven Anstrengung wurde die Vereinigung SRI AUROBINDO BHAVAN BERCHTESGADENER LAND ins Leben gerufen.

AURO ACADEMY fällt eine spezifische Rolle in diesem kollektiven Bestreben zu. Es soll vor allem ein Feld für die jungen Menschen sein, jung im Sinne der Mutter: ...“in der Zukunft für die Zukunft zu leben. Jung zu sein bedeutet, immer bereit zu sein, das, was man ist, aufzugeben, um das zu werden, was man sein sollte.“

Unter dem Motto „Forschung & Innovation“ will diese Sektion die Jugend ansprechen und auffordern, sich den schöpferischen Kräften des Neuen Zeitalters zu öffnen, sie zu erforschen und mit ihnen zusammenzuarbeiten, um auf allen Gebieten menschlichen Daseins neuartige und fortschrittliche Lösungen für die Probleme der Menschheit anzubieten und um so aktiv an der Schönheit der Zukunft mitzuarbeiten.

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